Corona-Impfung und Diabetes Typ 1 - Ein Erfahrungsbericht

Wie ist das eigentlich, wenn man gegen das Coronavirus geimpft wird?  Wie läuft es ab, was sind eventuelle Nebenwirkungen, wie wird man aufgeklärt? Und wie ist das, wenn man als geimpfte Person Diabetes Typ 1 hat? Wirkt sich die Impfung auf den Blutzucker aus und gibt es etwas Besonderes zu beachten? 


Martina, 33 Jahre alt, aus Sauerlach bei München, ist Fachkraft für Intensiv- und Anästhesiepflege und arbeitet zur Zeit auf einer Covid- Station. Sie hat mittlerweile seit 4 Jahren Diabetes Typ 1, trägt die 670g - und wurde auf Grund ihres Berufs bereits gegen COVID-19 geimpft. Sie hat den Biontech-Impfstoff erhalten, was zum damaligen Zeitpunkt noch der einzige in Deutschland zugelassene Impfstoff war. 

Für eine bessere Aufklärung rund um das vieldiskutierte Thema Impfung und gerade auch vor dem Hintergrund, dass viele Menschen mit Typ 1 sicher noch zusätzliche Fragen haben, war Martina so nett, mir ein kurzes Interview zu geben, das ich heute mit euch teile.


Weder Martina noch ich wollen jemanden zwingen oder dazu drängen, sich impfen zu lassen. Wenn dieses Interview aber dabei hilft, Aufklärung zu betreiben und ihr euch hinterher ein wenig besser informiert fühlt, dann hat es auf jeden Fall seinen Zweck erfüllt.

 

Hinweis vorab: Anmerkungen meinerseits sind im Folgenden mit "Anm.:" gekennzeichnet. Das Interview hat - ganz coronakonform - schriftlich stattgefunden. Martina ist damit einverstanden, dass ihr Name genannt wird.

 

Was waren für dich die wichtigsten Gründe, dich impfen zu lassen?

Martina: Der wichtigste Grund für mich war der Schutz für mich und meine Eltern bzw. Schwiegereltern.

Sowohl mein Papa als auch mein Schwiegervater sind stark vorerkrankt.

Aber auch andere Mitmenschen zu schützen und der Pandemie hoffentlich bald ein Ende zu setzen, waren wichtige Gründe.

 

Hattest du auch Bedenken in Bezug auf die Impfung? Wenn ja, welche?

Martina:  Ich denke, alles, was neu ist, wird erst einmal skeptisch betrachtet.

So habe ich auch erstmal "Nein" zur Impfung gesagt. Ich hatte Bedenken, ob es doch größere Auswirkungen auf meinen Körper haben könnte.

Aber wenn man sich mit dem Thema befasst, dann bekommt man auch Antworten. Das ist natürlich einfacher, wenn man in der Klinik arbeitet und hier einige Ärzte neben sich hat, die man dazu befragen kann.

Aber man findet auch genug Material im Netz über dieses Thema. Trotzdem finde ich, dass die Regierung hier viel zu wenig Aufklärung betreibt.

 

Hat dein Typ 1-Diabetes bei deiner Entscheidung für die Impfung eine Rolle gespielt?

Martina: Ja. Anfangs hatte ich mich nicht zur Risikogruppe gezählt. Ich bin jung, sportlich, normales Gewicht, Nichtraucher und mein Diabetes ist gut eingestellt (Anm.: Martina hat einen HbA1c von 6.2).
Aber dann kam der Tag, an dem mir eine Kollegin von der Nachbarstation von einem Patienten erzählt hat, der erst 41 Jahre alt war und an der ECMO (Herz-Lungen-Maschine) war und leider verstorben ist. Und als ich nach der Vorgeschichte fragte, kam da nur "Typ 1-Diabetes".

Natürlich weiß man nicht, ob dieser Mensch vielleicht eine bis dato unerkannte Erkrankung hatte, aber trotzdem war das für mich der Wendepunkt.

 

Hast du mit deinem Diabetesteam oder jemandem vor Ort darüber gesprochen, ob es für die Impfung eine Rolle spielt, dass du Diabetes hast?

Martina: Ich hatte kein Gespräch wegen des Diabetes und der Impfung. Das hat mir jetzt auch keine Angst gemacht.
Ich habe noch nie auf eine Impfung reagiert.

Aber ich war trotzdem gespannt, wie sich mein Blutzucker verhalten wird.

 

Wie lief die Impfung bei dir ab?

Martina: Bei uns in der Klinik ist das sehr gut organisiert. Unsere Stationsleitung hat jeden von uns angerufen und zwei Termine für die Impfung im Intranet der Klinik ausgemacht.

Am Impftag bin ich in das interne Impfzentrum gegangen, bei uns in der Klinik ist das in den Hörsälen aufgebaut.

Dort musste ich den Datenschutz, die Aufklärung und Einverständnis unterschreiben. Es gab die Möglichkeit, mit einem Arzt zu reden, die ich aber nicht wahrgenommen habe.

Nach der Impfung konnte man sich für 15 Minuten in einen extra Hörsaal begeben, um unter Aufsicht zu sein.

 

Die zweite Impfung lief ebenso ab. Die Impfung selbst wird von einem Arzt vorgenommen.

 

Hast du Nebenwirkungen bei dir bemerkt? Wenn ja, welche?

Martina: Ich hatte, bis auf diesen typischen "Muskelkater" im Arm, keine Nebenwirkungen. Bei beiden Impfungen war ich auch gleich im Spätdienst arbeiten. Auch dies ging ohne Probleme.

Bei Nebenwirkungen kann ich nur von meinen Kollegen berichten. Viele hatten bei der ersten wie auch bei der zweiten Impfung am Tag oder einen Tag später Schüttelfrost, Kopfschmerzen, erhöhte Temperatur, starke Müdigkeit und das Gefühl, wirklich krank zu werden. Bei der zweiten Impfung waren diese Symptome deutlich stärker als bei der ersten Impfung.

Anscheinend bin ich hier eine Ausnahme, da ich keine Nebenwirkungen hatte.

Ich denke, gerade die erhöhte Temperatur ist für jemanden mit Diabetes hier eine Nebenwirkung, die sich negativ auf den Blutzucker auswirken kann. Denn viele reagieren mit einer Hyperglykämie. Darauf sollte man vorbereitet sein.

 

Hatte die Impfung Einfluss auf deinen Blutzucker?

Martina: Bei mir war der Blutzucker komplett stabil. Aber wie schon erwähnt, könnte Fieber bestimmt einen hohen Blutzucker auslösen.

 

(Anm: Ich kann zum Thema Impfreaktionen und Diabetes noch Folgendes beisteuern: Ich selbst hatte kürzlich bei einer anderen Impfung zwei Tage lang Fieber und dadurch auch deutlich erhöhte Werte. Das war keinesfalls schön, aber es dauerte eben auch nur kurz und war durch eine deutlich erhöhte Basalrate (200%) in den Griff zu bekommen. Nebenwirkungen wie Fieber sind eine erwartbare Reaktion des Immunsystems und bei jeglicher Art von Impfung völlig normal - es ist kein Anzeichen dafür, dass man nun doch krank geworden ist. Wenn das Ganze länger andauert, man sehr hohes Fieber hat oder die Werte gar nicht in den Griff bekommt, sollte man natürlich trotzdem seinen Arzt/seine Ärztin kontaktieren.
Mir persönlich war diese kurze Impfreaktion allemal lieber, als die richtige Grippe zu bekommen. Da sind die Impfreaktionen dann nämlich nur ein kleiner Vorgeschmack.)

 

Hast du Angst vor Langzeitfolgen der Impfung?

Martina: Nein. Es gibt so viele Einflüsse, die jeden Tag auf meinen Körper prallen, bzw. man nimmt so vieles über die Nahrung auf, da glaube ich nicht, dass gerade diese Impfung Langzeitfolgen hinterlassen wird.

Hier vertraue ich der modernen Medizin, der ich eh schon sehr dankbar bin, für das, was in der Diabetestherapie alles möglich ist.

 

Was würdest du anderen Menschen mit Diabetes in Bezug auf die Impfung gern sagen?

Martina: Man sollte ohne Angst zu der Impfung gehen, aber vielleicht mit Respekt.

Respekt einfach in der Hinsicht, dass man nach der Impfung auf seinen Körper hört und ihm Zeit gibt, falls man doch Nebenwirkungen haben sollte.

 

Gibt es noch etwas, das du gern loswerden würdest?

Martina: Ich habe mich für die Impfung entschieden, aber ich respektiere auch jede Entscheidung dagegen.

Nur sollte diese Entscheidung gegen eine Impfung mit festen Kriterien einhergehen und nicht aus Unwissen.

Jeder sollte sich informieren und sich dann eine Meinung bilden und die der anderen auch respektieren.

 

Vielen Dank für das Interview und die interessanten Einblicke!

 

 

Es würde mich freuen, wenn Martinas Ausführungen euch auch ein wenig weiterhelfen. Ich fand es auf jeden Fall sehr interessant, das Ganze mal "aus erster Hand" zu erfahren.
Weiter unten teile ich mit euch noch einige weiterführende Links zum Thema Diabetes, Impfungen und speziell zur Covid-19-Impfung.

 

Wenn ihr diesen Beitrag kommentiert, nehmt ihn bitte nicht als Anlass für eine grundsätzliche Diskussion über Impfungen. Ich weiß, dass das ein sehr kontroverses und emotionales Thema für viele ist. Ihr könnt gern eure Meinung sagen, aber bitte lasst auch anderen ihre Meinung - beleidigende oder aufhetzende Kommentare sowie jedwede Verschwörungstheorien werden auf jeden Fall gelöscht.

Über jegliche andere Kommentare freue ich mich natürlich wie immer! Solltet ihr Fragen haben, dürft ihr sie natürlich auch stellen - bitte bedenkt nur, dass weder Martina noch ich medizinische Ratschläge geben können. 

 

Bleibt gesund!

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Kommentare: 1
  • #1

    Erarehumanumest (Montag, 25 Januar 2021 19:00)

    Danke das du zur Aufklärung über die Impfung beiträgst. Leider gibt es viel Halbwissen und "Wissen aus 3. Hand".