Es nimmt langsam Formen an, das Projekt Pumpe. Ich habe mich für die Medtronic 640g entschieden (in schwarz, auch wenn die Farbauswahl eigentlich erstmal noch in weiter Ferne
steht ;-)).
Heute war ich bei meiner Diabetesberaterin, um den Pumpenantrag fertig zu machen.
Gründe für den Pumpenantrag
Meine Diabetesberaterin bat mich zunächst, zu erzählen, was ich sagen würde, wenn mich jemand fragen würde, wieso ich eine Pumpe will. Auf die Frage war ich natürlich vorbereitet. Im Prinzip gibt es für mich drei Hauptgründe:
- Ich muss jede Nacht zwischen 1 und 2 Uhr den Wecker stellen, um zu messen. Meistens steige ich nämlich genau um diese Uhrzeit an. Das ist relativ ungewöhnlich. Das Dawn-Phänomen, bei dem man ca. ab 4/5 Uhr ansteigt, kennen ja viele Diabetiker. Bei mir ist es aber eben diese nicht weniger blöde Zeit kurz nach Mitternacht. Von der Pumpe erhoffe ich mir, diese Anstiege in den Griff zu bekommen, ohne jede Nacht meinen Schlaf zu unterbrechen.
- Ich mache regelmäßig Sport, spiele Basketball im Verein. Hierbei verhalten sich die Blutzuckerwerte, abhängig von dem, was ich mache, unterschiedlich: Beim Training sinken sie, beim Spiel steigen sie an. Mehr dazu habe ich schon einmal in einem Post berichtet. Mit der Pumpe wäre es bestenfalls möglich, auf beide "Varianten" zu reagieren und die hohen Werte zumindest abzufangen und die niedrigen gar nicht entstehen zu lassen.
- Ich reagiere seit einigen Jahren auf Fett im Essen mit deutlichen Blutzuckeranstiegen nach mehreren Stunden. Pizza essen war für mich früher kein Problem, seit einiger Zeit jedoch ist das kaum noch möglich, ohne dann nachts in utopische Höhen zu schießen. In Kombination mit meinem üblichen nächtlichen Anstieg auch kein Wunder. Mit dem Pen ist es schwierig, auf solche Phänomene zu reagieren. Ich habe inzwischen zumindest raus, dass ich nach ca. 3-4 Stunden nochmal eine nicht gerade geringe Menge Insulin spritzen muss; auch, wenn mein Wert dann noch normal ist. Bei einem Wert von 120 mg/dl 5 Einheiten zu spritzen, erfordert aber schon etwas Überwindung. Und auch diese Maßnahme kommt an das, was eine Pumpe kann, natürlich nicht heran. Den verzögerten Bolus, den man auf verschiedene Stundenanzahlen einstellen kann, halte ich da für einen sehr großen Vorteil, der mir einige Entgleisungen ersparen würde.
Neben diesen Hauptgründen gibt es auch noch weitere Gründe, die eine Rolle spielen, eine Krankenkasse jedoch vielleicht weniger interessieren.
So stelle ich es mir zum Beispiel deutlich entspannter vor, im Restaurant auf meiner Pumpe oder dem Messgerät als Fernbedienung herumzutippen und so den Bolus abzugeben, als
jedes Mal meinen Pen herauszuholen und vor aller Augen meinen Bauch zu entblößen, um zu spritzen. Man mag jetzt sagen, ich könnte ja einfach auf die Toilette gehen und dort spritzen, aber das kam
für mich irgendwie nie in Frage. Es hat mir immer widerstrebt, meinen Diabetes auf diese Weise zu verstecken und ich fand, dass es nichts ist, wofür ich mich schämen müsste. Dass nicht alle gerne
zugucken, wenn man Insulin spritzt, ist klar, aber meinetwegen können sie ja gerne weggucken. Trotz alledem ist es irgendwie nervig, immer den Pen herauszukramen. Das gilt nicht
nur für Restaurantbesuche, sondern z.B. auch beim Sport, bei längeren Shoppingtouren oder in der Bahn.
Generell hoffe ich, eine etwas stabilere Einstellung erzielen zu können und wieder Erfolgserlebnisse zu haben. Momentan richte ich sehr viel nach dem Diabetes
aus, sei es mein Schlafrhythmus oder auch die vielen Messungen bzw. das Gefühl, ständig messen zu müssen, um Sicherheit zu haben. Trotz der Disziplin sind meine Werte aber sehr schwankend, was
manchmal wirklich frustrierend sein kann. Natürlich erfordert aber auch eine Pumpentherapie sehr viel, wenn nicht eher mehr Aufmerksamkeit und Disziplin als das Spritzen mit dem Pen. Wenn ich
aber, anders als momentan, für meine Mühe dann auch belohnt werde, wäre das sicher ein großer Pluspunkt.
Nächste Schritte
Neben den Gründen, wieso ich eine Pumpe möchte, gab es natürlich noch weitere Daten zu sammeln; in erster Linie die Dokumentation meiner letzten drei Monate. Ich habe jeden Tag
meine (teils sehr zahlreichen) Blutzuckerwerte aufgeschrieben, meine Mahlzeiten und Aktivitäten protokolliert und besondere Ereignisse gesondert hervorgehoben. Meine Diabetesberaterin war
zufrieden mit mir, ich hoffe, die Gutachter sehen das ähnlich. ;-)
Wie lange sich der Pumpenantrag jetzt hinziehen wird, wird sich zeigen. In diesem Jahr werde ich vorerst wohl nichts mehr hören. Sobald es etwas Neues gibt, halte ich euch aber natürlich auf dem
Laufenden!
Wie lange hat es bei euch gedauert und wie oft musstet ihr ggf. Widerspruch einlegen?
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Sassi (Sonntag, 04 Dezember 2016)
Hey Caro,
toller Beitrag! Hast du schon eine Antwort bekommen?
Bei mir war es auch so, dass ich lange Zeit keine Pumpe wollte, weil ich den Diabetes sowie ein Gegenstand der sich kontinuierlich an meinem Körper befindet und mir zeigt, dass ich Diabetes habe, nicht akzeptieren wollte. Mittlerweile möchte ich aber auch eine Pumpe und setze mich nach der ersten Enttäuschung noch mal mit Dokumentationen und einen zweiten Antrag auseinander.
Ich drücke dir ganz fest die Daumen!
Liebe Grüße,
Sassi
Caro (Sonntag, 04 Dezember 2016 15:11)
Hallo liebe Sassi,
bisher habe ich noch keine Antwort erhalten, ich rechne in diesem Jahr auch eher nicht damit. Tatsächlich gehe ich auch erstmal nicht von einer Zusage aus, aber man darf ja hoffen ;-)
Ich glaube, du kommst aus der gleichen Ecke wie ich, vielleicht magst du mir ja mal schreiben, wie es bei deinem Antrag so läuft. Ich drücke dir auch die Daumen, dass es im zweiten Anlauf klappt!
Liebe Grüße,
Caro
Maren (Sonntag, 02 April 2017 10:20)
Hey ich habe jetzt auch mit der Dokumentation angefangen weil die Ärzte nicht mehr weiter wissen ich vertrage sämtliche langzeitinsuline nicht und habe in einer Woche LLantus Abasaglar und Levimir ausprobiert... und mit die schlimmste reaktion war levimir .. naja aber Novorapid ist mein lieblingsinsulin und deswegen will ich die 640 g und ich freue mich schon drauf denn ab einer ablehnung von 2 komplett unterschiedlichen lz insulinen können sie eigentlich nicht mehr nein sagen. Ich finde es cool hier mal so ein wenig was nachlesen zu können :) Wünche dir viel erfolg und ich hoffe bei mir klappt das auch alles . LG Maren :)