Es gibt diese Tage, an denen macht der Blutzucker, was er will und egal, wie viel man korrigiert, es hilft nichts und bleibt ein ewiges Auf und Ab. Jeder Diabetiker kennt das, manche mehr, manche weniger. Was die Blutzucker-Achterbahnfahrten angeht, habe ich gerade eine Serie... Und bin langsam etwas ratlos.


Zwei kleine Ausschnitte aus meiner mysugr-App (ja, ich messe zu viel...)
So wie oben dargestellt, sieht es bei mir zur Zeit leider täglich aus.
Wobei ich sagen muss, dass es tagsüber noch vergleichsweise gut läuft (das obere Bild stellt da eine etwas blöde Ausnahme dar, die ich aber immerhin noch logisch erklären kann - es war mal wieder ein Basketball-Spiel...)
Richtig schlimm ist es vor allem nachts, was man hier auch bei beiden Bildern ganz gut sehen kann. Gegen 22 Uhr liege ich meist noch im Normalbereich, aber ab 0 Uhr erreicht mein Blutzucker schwindelerregende Höhen und lässt sich dann auch kaum korrigieren.
Erst vorgestern habe ich einen Wert von 220 mg/dl um 22 Uhr korrigiert, nur um dann um 0 Uhr 200 mg/dl zu haben, diesen wiederum korrigiert, ergab um 2 Uhr einen Wert von 230 mg/dl. Schön, so oft
zum Messen und Korrigieren den Wecker zu stellen, wenn man um 5:10 Uhr aufstehen muss. Da hatte ich dann übrigens 187 mg/dl.
Was mich aber fast genauso stört wie die hohen Werte, sind die starken Schwankungen. Ich schaffe es leider nur selten, so zu korrigieren, dass ich nicht anschließend unterhalb
der 70 mg/dl-Grenze lande. Und was dann passiert, kennt ebenfalls jeder Diabetiker: Fressflash. Hoher Wert. Und so geht das Ganze dann wieder von vorne los und zieht sich bis in
den Tag hinein...
Woran liegt es?
Die große Frage, die man sich natürlich gerne beantworten würde, denn dann wüsste man ja wenigstens die Ursache und könnte etwas daran machen.
Potentielle Ursachen für hohe Werte, über die ich mir schon Gedanken gemacht habe, wären:
- Probleme mit dem Basalinsulin (Tresiba). Ich hatte zwischenzeitlich das Basalinsulin reduziert, weil ich an einem Tag (ohne Sport) nachts von 210 mg/dl auf morgens 78 mg/dl gesunken war. Das war aber wohl auch wieder nur so ein unerklärlicher Ausrutscher, denn die nächsten Tage ging es mit dem Blutzucker nachts wieder bergauf. Insulin also wieder auf Normaldosis erhöht. Ampulle ausgetauscht, Nadel ausgetauscht. Verbesserung? Leider nein.
- Infekt im Anmarsch. Prinzipiell immer noch möglich, aber dann würde der sich doch schon sehr lange ankündigen. Und nur nachts. Das kenne ich von nahenden Infekten so eigentlich nicht.
- Stress. Bei meinen Spielen ist es das Adrenalin, was meinen Blutzucker in die Höhe treibt, und was es mir fast unmöglich macht, diesen vernünftig zu korrigieren. Aber nachts, während ich schlafe, sollte sich der Stress ja eigentlich in Grenzen halten...
- Fettiges Essen am Abend. Dass ich nicht mehr einfach Pizza essen kann, ohne 5 Stunden danach Katastrophen-Werte zu haben, ist mir ja inzwischen auch bekannt. Die Fett-Protein-Einheiten sorgen dafür, dass mein Blutzucker mit Verzögerung sehr stark ansteigt. Nur, dass ich in den letzten Tagen keine Pizza gegessen habe. Dass ich mich fettfrei ernährt habe, möchte ich jetzt auch nicht behaupten, allerdings habe ich nur Sachen zu mir genommen, die mir sonst nie derartige Probleme gemacht haben.
- Ketone im Urin. Ebenfalls Fehlanzeige. Tatsächlich habe ich fast nie Ketone, wenn meine Werte derart hoch sind (es sei denn, ich habe tatsächlich mal das Basalinsulin vergessen, aber das kommt vielleicht alle paar Jahre mal vor).
Ratlosigkeit stellt sich ein...
Nachdem ich also diverse Ursachen ausschließen kann, bleibt die Frage, woher kommt das Ganze? Natürlich könnte man sagen, die Ursache ist nicht wichtig, Hauptsache, der
Blutzucker wird korrigiert. Aber ohne die Ursache zu kennen, ist das nicht so leicht. Und ich möchte auch wirklich nicht jede Nacht im 2-Stunden-Takt den Wecker stellen.
Werte jenseits der 300 mg/dl habe ich sonst wirklich selten, jetzt stehen sie fast an der Tagesordnung.
Momentan bin ich wirklich etwas ratlos. Meinen nächsten Termin beim Diabetologen habe ich in zwei Wochen, aber vielleicht hat ja auch von euch jemand eine Idee, gerade bzgl. der nächtlichen Anstiege ab 0 Uhr.
Habt ihr auch manchmal solche katastrophalen Kurven?
Falls euch auch schon Ähnliches passiert ist oder ihr eine Idee habt, was wohl hinter meiner Achterbahnfahrt stecken könnte, würde ich mich freuen, von euch zu lesen! :)
Auf bessere Werte!
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Kerstin (Dienstag, 27 September 2016 14:22)
Passiert mir auch ab und an. Hast du mal die Enzyme der Bauchspeicheldrüse testen lassen? Sowas kann solche Kurven machen. Auch die Schilddrüse kann das machen.
Alles Gute noch. Hoffe du kriegst das in den Griff
Caro (Dienstag, 27 September 2016 15:01)
Hallo Kerstin,
zuletzt wurde das, glaube ich, vor 2 Jahren gemacht. Da ging es aber auch viel darum, zu schauen, ob ich noch Eigenproduktion habe (Überraschung: Nein, habe ich nicht :D )
Was könnte denn da los sein und was macht man dann dagegen? Und passt das auch dazu, dass ich die Probleme eher nachts habe?
Mit meiner Schilddrüse ist alles in Ordnung, das wurde kürzlich getestet.
Danke dir und liebe Grüße!
Mimi (Dienstag, 27 September 2016 18:30)
Für mich klingt das nach einer falschen Basalrate!Hast du mal einen Basalratentest gemacht?Wenn du gegen 22uhr noch normale Werte hast,würde ich gegen 21uhr erhöhen!Denn es dauert ja Ne Weile bis das Insulin ankommt.Bei mir hat so was schon geholfen;-) Und ich denke du kriegst das in Griff!Viel Kraft für dich!
Sonja R (Donnerstag, 24 November 2016 05:37)
Hi ich habe jetzt auch schon ein paar Wochen so eine Phase die ich mir nicht erklären kann. Hast du eine Lösung gefunden? Bin heute beim Arzt aber der fängt immer wieder mit Basaltest an nur das da bisher nie was vernünftiges raus gekommen ist.
Caro (Donnerstag, 24 November 2016 22:28)
Hallo liebe Sonja,
ich fühle mit dir, das ist so ätzend. Leider habe ich auch keine Patentlösung gefunden. Die Achterbahnfahrt ist an den meisten Tagen noch da. Zumindest die ganz hohen Werte jenseits der 300 mg/dl habe ich aber wegbekommen, nachdem ich mein Basalinsulin um 2 Einheiten erhöht habe. Hast du denn eine Pumpe oder spritzt du auch?
Gibt es bei dir noch andere Erklärungsmöglichkeiten wie Hormone, Infekt etc.? Wenn du magst, kannst du dich auch gerne per Mail melden. extrasuess.blog@gmail.com
Liebe Grüße und hoffentlich bald bessere Werte!
Frank (Mittwoch, 15 Januar 2020 17:31)
Moin aus dem Norden!
Ja, es ist oft eine Katastrophe. Ich versuche jetzt seit 3 Monaten mit dem Tojeou klar zu kommen. Geht garnicht! Ich bin jetzt 51 Jahre alt und seit dem 6 Lj. Typ 1-er, logisch. Solche Situationen wie in letzter Zeit, hatte ich in 45 Jahren nicht. Schwankungen zwischen 400 und 40 mg/dl.
Mich belastet das psychisch extrem, weil ich mich und meinen Diabetes nicht mehr kenne. Stolper rum wie ein Anfänger. Heute morgen der BZ nicht mehr meßbar (nach unten!), dann richtige Cola und ab zur Arbeit....Bin dann um 8.00 nach hause, ging nicht. Ich arbeite in der Psychiatrie, als Therapeut, ich war nicht mehr ich selbst, Bauchschmerzen und aggressiv. Der BZ war wieder okay, aber ich nicht mehr.
Ich habe jetzt nicht soviel Zeit, weil ich beschlossen habe, auf mein gutes Berlinsulin H- Basal zurück zu greifen und ich überlege, wie ich es mache. Der vorteil ist, das ich einen Sensor trage und Alarme bekomme... Ich mag jetzt garnicht mehr, schreibe morgen weiter. Gruß Frank
Konstantin (Donnerstag, 12 März 2020 09:29)
Ich habe genau solche Probleme seit einiger Zeit. Bin schon fast 20 Jahre Typ 1er aber so schwierig war es bei mir noch nie. Nehme Abends Tresiba und ansonsten Humalog als Bolus. Meine letzten beiden basalratentest zeigten auf jeden Fall, das die Menge vom Tresiba bestens passt. Es muss also einen Zusammenhang mit der zugeführten Nahrung/Nahrungsverwertung geben, insbesondere weil ich schon seit mehreren Monaten diese Schwankungen habe. Mich würde auch mal interessieren wie die Enzyme der Bauchspeicheldrüse das beeinflusst?
Amber (Samstag, 17 Oktober 2020 20:33)
Hallo
Ich habe über Jahre hinweg einen sehr schwer einstellbaren typ1 Diabetes gehabt - seit dem letzten Klinikaufenthalt haben sich die Werte (zumindest meistens) zwischen 6.5 und 14 mmol/l eingepegelt- das ist für mich schon ein riesen Fortschritt. An manchen Tagen allerdings stehe ich mit 18-20 mmol/l auf und egal wie viel ich korrigiere, der wert bleibt so oder geht sogar bis 26, am nächsten Tag geht es mir aber normalerweise wieder gut.
Gisela (Sonntag, 02 Mai 2021 15:44)
Mach eine vollwertige Diät mit Mageren Fleisch und Dunklen Brot und ein wenig Fruchtzucker
Finde Heraus wie sich dein Zucker verhält wie schnell er steigt wie schnell er fällt