Großes Pumpen-Probetragen

Nachdem ich mich langsam mit dem Gedanken an eine Pumpe angefreundet hatte, war der nächste logische Schritt das Probetragen. Das hatte ich ja vor 10 Jahren schon einmal hinter mir und da war es leider nicht von durchschlagendem Erfolg gekrönt - ich fühlte mich eingeengt und "behindert" durch den Schlauch. Umso gespannter war ich also, jetzt zwei Pumpenmodelle probehalber zu tragen. Ausgesucht hatte ich mir hierfür die mylife Omnipod und die Minimed 640g von Medtronic.

Warum gerade diese beiden Pumpen?

Natürlich hatte ich mich schon ein bisschen eingelesen und über verschiedene Modelle informiert. Die Omnipod und die 640g blieben schließlich übrig: Die Omnipod, weil es die einzige schlauchlose Pumpe ist und mich bei meinem ersten Probetragen ja gerade dieser so gestört hatte; und die 640g, weil sie nach allem, was ich über Schlauchpumpen gelesen habe, für mich gerade die modernste Schlauchpumpe zu sein schien - zumal es hier auch die Möglichkeit einer Kombination mit einem CGM und einer automatischen Hypoabschaltung gibt.

Pumpe Nr. 1: Omnipod

Als erstes sollte ich für 3 Tage die Omnipod-Pumpe tragen. Dies ist, wie schon gesagt, die einzige schlauchlose Pumpe auf dem Markt. Im Prinzip erinnert sie mich ein bisschen an ein größeres Freestyle Libre, denn der Pod wird ebenfalls auf die Haut geklebt und verbleibt dann dort für maximal 72 Stunden - dann wird gewechselt. Der Pod kommuniziert mit dem PDM (Personal Diabetes Manager), einem recht klobig anmutenden Gerät, über das der Pod gesteuert werden kann, also z.B. für eine Bolus-Abgabe. Da dies hier keine Produktvorstellung werden soll, verweise ich für weitere Infos gerne auf die Website des mylife Omnipod.
Ich klebte den Pod an meinen Arm, weil ich ihn direkt bei der Diabetesberaterin aufklebte und diese Tragestelle sich da irgendwie als erstes anbot. Alternativ sind aber prinzipiell alle Stellen möglich, an denen auch Insulin injiziert wird, also z.B. Oberschenkel, Bauch, Po oder Flanke.
Ich muss sagen, dass der Pod mich überhaupt nicht gestört hat. Durch das Freestyle Libre kenne ich ja mittlerweile das Gefühl, dass etwas an mir klebt und so habe ich den Pod während des Tragens fast vergessen.

Bis abends das Basketball-Training anstand. Aus Angst, der Pod könne abfallen (und ein wenig auch aus ästhetischen Gründen) hatte ich ihn vorher extra mit farbigem Kinesiotape festgeklebt. Während des Trainings merkte ich aber nach ca. einer Stunde, dass der Pod sich leider trotz Fixierung unten komplett abgelöst hatte und nur noch oben durch das Kinesiotape festgehalten wurde. Glücklicherweise war es ja nur ein Dummie, aber wäre der Pod mit Insulin befüllt gewesen, hätte ich ein ernsthaftes Problem gehabt. Es muss allerdings gesagt werden, dass ich den Pod auch ohne vorherige Desinfektion aufgeklebt hatte, weil ja keine Kanüle gesetzt wurde. Mit vernünftiger Desinfektion und ggf. einer "Klebehilfe" (da gibt es ja diverse Möglichkeiten) hätte es vielleicht anders ausgesehen. Allerdings war das für mich die erste wenig positive Erfahrung.
Zu Hause habe ich den Pod dann mit Hilfe einer weiteren Schicht Kinestiotape wieder angeklebt und dort verblieb er dann auch - bis ich es am Abend des nächsten Tages nicht mehr ausgehalten habe. Ich hatte es ja schon befürchtet, aber es bestätigte sich leider, dass ich wohl auch auf das Pflaster des Omnipods (wie schon beim Freestyle Libre) allergisch reagiere. Meine Haut juckte extrem und nach dem Entfernen bot sich ein (leider) gewohntes Bild: gerötete, nässende Haut, kleine, eitrige Bläschen. Da ich beim Freestyle Libre bisher keine Lösung gefunden habe, die mir gegen diese Allergie hilft, war der Omnipod für mich damit leider aus dem Rennen.

Pumpe Nr. 2: Minimed 640G

Die Minimed 640g von Medtronic ist eine der gefragtesten Schlauchpumpen auf dem Markt. Mein Diabetologe meinte zwar, dass die im Vergleich zu ihrem Vorgänger, der Veo, nicht ganz so schön aussehe, allerdings sehe ich das genau andersrum, da ich die Veo z.B. optisch überhaupt nicht ansprechend finde. Davon ab spielt die Optik da für mich auch keine übergeordnete Rolle, sondern es geht mir eher um die "inneren Werte" der Pumpe ;)
Was mir da bei der 640g besonders gefällt, ist die Möglichkeit der Kopplung mit einem CGM und der automatischen Hypoabschaltung. Wenn der Wert stark abfällt und sich einem kritischen Bereich nähert, schaltet sich die Pumpe automatisch ab, sodass es im besten Fall gar nicht erst zur Hypo kommt - extrem praktisch besonders für Hypo-Ängstliche wie mich oder für Menschen mit Hypowahrnehmungsstörung, aber prinzipiell für jeden Diabetiker ein großes Plus! Wer hat schon gerne eine Hypo? Ansonsten auch hier, für weitere Informationen, die Medtronic-Website.

Beim Probetragen sollte es ja aber jetzt für mich erst einmal nur um das Tragegefühl gehen, es war also auch in dieser Pumpe kein Insulin. Nach meinem Bericht über die Allergie (inklusive Vorzeigen der auch nach einer Woche noch deutlich geröteten Hautstelle) hatten sowohl meine Diabetesberaterin als auch ich jetzt ernsthafte Sorgen, dass ich auch auf das Katheterpflaster reagieren könnte. Dies bestätigte sich allerdings glücklicherweise nicht, dieses Pflaster machte keinerlei Probleme.

Nun war abseits des Pflasters meine größte Sorge natürlich, dass ich mich wieder so "behindert" fühlen würde wie bei meiner Probe-Pumpe vor 10 Jahren. Aber auch das war nicht der Fall. Natürlich war es ungewohnt, immer etwas an sich zu haben, aber zwischenzeitlich habe ich auch hier die Pumpe total vergessen - was sich alleine daran zeigt, dass sie mir einmal beim Aufstehen aus dem Bett, als ich sie neben mich gelegt hatte, dahergesegelt ist und dann fröhlich in Beinhöhe baumelte.

Es war an einem Tag zudem sehr warm und ich hatte einen Jumpsuit an, also keine Möglichkeit, die Pumpe mit Clip am Hosenbund zu tragen, was ich am praktischsten fand. Aber auch da stellte sich heraus, dass das Tragen im BH ebenfalls ganz wunderbar funktioniert, also kein Problem.
Meine letzte Sorge bzgl. der Schlauchpumpe ist, was ich damit beim Basketball veranstalte. Ablegen? Das sollte man ja aber nicht zu lange machen, schließlich muss die Pumpe auch Insulin abgeben und ich steige beim Sport ohnehin oft eher noch an. Dranlassen? Wird bei Kontaktsportarten auch eher nicht empfohlen, schließlich könnte die Pumpe etwas abkriegen und angenehm ist es vermutlich auch nicht immer.
Hat hier jemand von euch Tipps?

Die nächsten Schritte

Ich habe mich also entschieden, dass eine Schlauchpumpe mich mittlerweile nicht mehr stört, sondern ich mich mit dem Gedanken, eine zu tragen, sehr gut anfreunden kann. Die Minimed 640g scheint mir da ein ganz gut geeignetes Modell zu sein.
Als nächstes muss das Ganze nochmal mit meinem Diabetologen abgesprochen werden und ich schreibe seit Juli fleißig mit der mysugr-App Tagebuch - die Krankenkasse möchte ja gerne die Daten von 3 Monaten für die Bewilligung.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Falls ihr Tipps für den Pumpenantrag habt oder mir mitteilen wollt, wie es bei euch am Anfang beim Probetragen so ablief, freue ich mich über Kommentare (gerne übrigens auch in Bezug auf meine Frage mit der Kombi Pumpe + Basketball)!

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Kommentare: 2
  • #1

    Heike Nöllen (Sonntag, 04 Dezember 2016 12:05)

    Ich benutze seit einem Monat die MiniMed 640 G und bin sehr zufrieden mit dieser Pumpe.
    Für den Antrag bei der Barmer (es war eine Folgeverordnung da ich zuvor die MiniMed Veo 754 in Gebrauch hatte) habe ich das Rezept meines Diabetologen mit den ausgefüllten Unterlagen des Diabetologen an Medtronic geschickt. Von dort aus geht der Antrag dann an die Krannenkasse. Ich habe nach Rücksprache mit Medtronic dann meine Blutzuckerwerte der letzten 3 Monate über die MySugr App per Report an eine mir zuvor genannte E-Mail-Adresse geschickt. Alles weitere hat dann Medtronic an die Barmer weitergeleitet. Nach bereits 4 Wochen hatte ich dann bereits die Zusage der Barmer, die ebenfalls auch an Medtronic ging. Danach habe ich noch ein Telefonat mit Medtronic geführt u.a. Wegen der gewünschten Farbe der Pumpe und die Pumpe wurde mir dann nach Hause geschickt. Ein Mitarbeiter von Medtronic hat dann einen Termin zur Schulung der neuen Pumpe mit mir bei mir zu Hause vereinbart. Das passiert aber nur, wenn man zuvor schon eine MiniMed Pumpe wie z.B. Die Veo hatte. Ansonsten läuft die Schulung entweder in der diabetologischen Praxis oder in einem Krankenhaus als ambulante Schulung. Dort schult dann dort ein Medtronic Mitarbeiter.
    Danach ist man für den Gebrauch der Pumpe gut gerüstet.
    Noch etwas ist wichtig. Ich trage zur Zeit auch das FreestyleLibre, zahle es aber zur Zeit noch selbst. Mein Diabetologe hatte mir geraten zunächst die Kostenübernahme für das Libre nicht bei der Barmer zu beantragen, da ich ansonsten kaum Chancen habe dass die Kasse dann die Kosten für das CGM zur 640 G übernimmt. Jetzt nach Erhalt der Pumpe hat mein Diabetologe das CGM beantragt.
    Ich benutze folgende Katheter von Medtronic die ich sehr gut weiter empfehlen kann:
    REF MMT-923 , 6 mm (60cm)
    Ich wünsche Dir ganz viel Erfolg bei der Beantragung der neuen Pumpe!!!

  • #2

    Caro (Sonntag, 04 Dezember 2016 15:17)

    Liebe Heike,

    wow, danke für deinen ausführlichen Kommentar! Ich warte jetzt seit genau einem Monat - mal schauen, wann eine Rückmeldung kommt. Freut mich, dass du mit der 640g so zufrieden bist. Das Freestyle Libre habe ich bislang auch immer selbst gezahlt, allerdings nutze ich es wegen meiner Allergie ohnehin kaum. Ein CGM hätte ich natürlich auch gern, allerdings scheint es ja nach wie vor recht schwierig zu sein, eins zu bekommen. Ich wünsche dir viel Erfolg für den Antrag!
    Liebe Grüße