Was Sport bei mir mit dem Blutzucker anstellt

Sport - ob professionell betrieben, als Hobby oder als "Mittel zum Zweck", weil man ein paar Kilos verlieren will - ist sicher für viele Diabetiker ein Thema. So ist es auch bei mir. Ich spiele seit 11 Jahren Basketball im Verein und habe entsprechend diverse Erfahrungen gemacht, was meinen Blutzuckerverlauf beim Sport angeht. Und dieser ist keineswegs stets gleich - "Sport senkt den Blutzucker" gilt zumindest für mich nicht immer.

Training? Hypo-Alarm!

Wenn ich zum Training gehe (was bei mir 1 1/2-2 Stunden dauert), messe ich immer ca. 20 Minuten vorher meinen Blutzucker. Mein Ziel vor dem Training ist es, mindestens 150 mg/dl zu haben, weil das Training meinen Blutzucker normalerweise recht stark senkt - insbesondere auch noch einige Stunden nach dem Training. Hohe Werte nach dem Training korrigiere ich dementsprechend auch nicht (es sei denn, es sind Werte deutlich jenseits der 200 mg/dl), weil ich dann nachts drohe, in eine Hypo zu rutschen.

Manchmal reicht aber auch der höhere Blutzucker vorher nicht und ich muss während des Trainings etwas zu mir nehmen, weil ich sonst zu niedrig bin. Hierfür nehme ich meistens Saft oder die Zuckerlösung von Jubin - alles andere liegt mir zu schwer im Magen. Generell tendiere ich bei Werten unter 80 mg/dl dazu, Jubin zu nehmen und trinke ansonsten eher Saft. - einfach, weil ersteres deutlich schneller ins Blut geht und ich ja auch nicht 20 Minuten pausieren will, während ich auf die Wirkung vom Saft hoffe.

Normalerweise mache ich aber nur selten Pausen während des Trainings wegen eines niedrigen Blutzuckers. Meistens kann ich noch gegensteuern, bevor es kritisch wird. Pausieren würde ich persönlich (zumindest kurz) bei Werten unter 70 mg/dl, weil ich mich dann auch ohnehin weniger gut konzentrieren kann und mich nicht leistungsfähig fühle. Außerdem bin ich dann auch immer ein kleiner Schisser und habe Angst, meinen Blutzucker noch weiter abzusenken. Wann pausiert wird und wie lange, muss aber jeder für sich selbst herausfinden.

 

Aber dann gibt es da auch andere Tage...

Manchmal starte ich mit 150 mg/dl ins Training und habe nach einer Dreiviertelstunde plötzlich 210 mg/dl. Als ich das erstmals festgestellt habe, war das Staunen groß - wieso das denn jetzt? Sollte Sport den Blutzucker nicht senken?
Bei der Ursachenforschung ist mir aufgefallen, dass verschiedene Aspekte mit in meine Blutzuckerentwicklung mit hineinspielen.

Wenn ich z.B. in den letzten zwei Stunden vor dem Training kein Insulin mehr gespritzt habe, kann ich mir sicher sein, dass meine Werte während des Sports ansteigen statt zu sinken. Deshalb achte ich immer darauf, mindestens zwei Stunden (besser eine) vor dem Sport noch eine Kleinigkeit zu essen oder zu trinken und dafür zu spritzen. Damit ich keine Seitenstiche bekomme, sollte es natürlich nichts Schweres sein, sodass es dann meist eine Banane oder Apfelsaft wird. Wichtig ist für mich nur, zumindest eine KE zu mir genommen zu haben, um dementsprechend auch Insulin spritzen zu können.

Ein anderer Grund, der meinen Blutzucker ansteigen lässt: Extreme Anstrengung. Diese tritt vor allem dann ein, wenn ich mal ein paar Wochen Trainingspause hatte (sei es auf Grund von Urlaub oder wegen einer Erkrankung) und dann direkt wieder normal ins Training einsteige. Das beeinflusst meine Werte ebenfalls "umgekehrt" und ich muss während des Sports sogar Insulin spritzen.

Und dann gibt es noch Tage, an denen ich auch einfach keine Erklärung finde. Das muss man dann leider auch so hinnehmen. Es gibt so vieles, was in unserem Körper vor sich geht und den Blutzucker beeinflusst, worin wir gar keine Einblicke haben. Das ist natürlich sehr unbefriedigend, weil man ja gerne immer für alles eine Ursache finden will. Aber dazu ist unser Körper einfach zu komplex und jeder Tag zu unterschiedlich, als dass sich immer alles genau nachvollziehen ließe. So schwer es fällt: Es gibt nicht für alles eine Erklärung, die wir nachvollziehen können.

Spieltage = Hyper-Tage

Am schlimmsten entwickeln sich meine Blutzuckerwerte bei unseren Spielen. Von September bis April finden diese fast jede Woche ein Mal statt, sodass ich am Spieltag meine Werte für ca. 2 Stunden eigentlich komplett abschreiben kann.
Inzwischen weiß ich, dass es an solchen Tagen auch kein Problem ist, mit 100 mg/dl zu starten. Sobald der Anpfiff ertönt ist, steigt mein Adrenalin und mit diesem auch meine Werte ins Unermessliche. Selbst, wenn ich mich selbst überhaupt nicht aufgeregt fühle, reagiert mein Körper ganz offensichtlich schon auf die Wettkampfsituation und beschert mir regelmäßig Werte jenseits der 300 mg/dl - glücklicherweise aber ohne Ketone.

So bin ich mittlerweile sogar dazu übergegangen, vor den Spielen auch bei völlig normalen Werten vorsorglich 2 IE zu spritzen - so steige ich vielleicht "nur" auf 200 mg/dl an.

Sind die Werte aber erstmal gestiegen, ist an Runterspritzen nicht mehr zu denken - das habe ich hundertfach probiert, und immer mit dem gleichen Ergebnis: Während des Spiels bleiben die Werte konstant oben, nur um dann nach dem Spiel total in den Keller zu fallen. Natürlich bin ich aber unbelehrbar und versuche trotzdem, gegen die hohen Werte anzuspritzen, weil es mir einfach verkehrt vorkommt, einen Wert jenseits von 300 mg/dl einfach "auszusitzen".

Die Patent-Lösung ist mir also noch nicht eingefallen - ich hoffe, dass eine Pumpe hier helfen kann. Momentan teste ich die Vorher-Spritzen-Lösung aus, wie gesagt mit überschaubarem Erfolg. Aber ich gebe noch nicht auf ;-)


Wie verhalten sich eure Werte beim Sport? Steigt ihr untypischerweise auch manchmal an? Was tut ihr dagegen? Was nehmt ihr bei Hypos während des Sports zu euch und wie haltet ihr es mit Sport-Pausen?
Ich freue mich über Kommentare :)

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