Sinneswandel auf dem Weg zur Pumpe

Seit Beginn meiner Diabetes-Erkrankung habe ich eine Pumpe immer total abgelehnt. Es gab für mich einfach zu viele Gründe, die dagegen gesprochen haben. Was das für Gründe waren und inwiefern sich meine Einstellung inzwischen geändert hat, ist Gegenstand meines heutigen Posts.

Pumpe?  Nein Danke!

Schon kurz nach meiner Diagnose wurde mir in dem Krankenhaus, in dem ich danach noch weitere 10 Jahre zur Diabetesberatung gegangen bin, nahegelegt, es doch mal mit einer Pumpe zu versuchen. Ich hatte das Dawn-Phänomen (starker Anstieg der Blutzuckerwerte in den Morgenstunden, hormonell bedingt) und war außerdem gerade in der Pubertät, in der die Werte bekanntermaßen ohnehin verrückt spielen.

Ich habe aber von Anfang an gesagt, dass ich auf keinen Fall eine Pumpe will, weil die Vorstellung, immer etwas an mir "dranhängen" zu haben, mir total gegen den Strich ging. Da konnte nichts helfen: Weder andere Diabetiker, die von ihren tollen Erfahrungen mit der Pumpe berichteten, noch logische Argumente ("Die Schwankungen sind damit viel besser in den Griff zu kriegen", "Man ist viel flexibler", ...).

Die erste Pumpe auf Probe - Ein Alptraum

Irgendwann habe ich dann aber trotzdem nachgegeben (ich müsste ca. 15 gewesen sein) und auf Probe für ein paar Tage eine Pumpe getragen, die mit Kochsalz statt Insulin befüllt war. Für mich war das damals die Bestätigung all meiner Befürchtungen: Zum ersten Mal seit meiner Diagnose fühlte ich mich durch den Diabetes wirklich "behindert", ich wurde durch die Pumpe ständig daran erinnert, fühlte mich angekettet, hatte Angst, sie abzureißen und nachts beim Schlafen störte sie mich auch.

Es stand für mich also nach dieser Erfahrung fester denn je: Eine Pumpe will ich nicht, meine Werte sind ja auch so in Ordnung. Tatsächlich habe ich mich im Durchschnitt immer knapp um die 7%-Grenze bewegt. Da ich ein Ziel von unter 7,5 % hatte, war das für mich also völlig in Ordnung.

Und dann, 10 Jahre später...

Das Novo Rapid ist mir geblieben, das Basalinsulin habe ich öfter gewechselt. Nach vielen vergeblichen Versuchen mit Lantus wurde ich auf Levemir umgestellt, was eine Zeit lang auch gut funktionierte. Was mich nur wirklich genervt hat, war, dass ich wegen meiner ansteigenden Morgenwerte jeden Morgen (auch am Wochenende) um 6 Uhr aufstehen musste, um eben dieses Levemir zu spritzen. Große Begeisterung auch, wenn ich mal woanders übernachtet habe und dann dort um 6 Uhr der Wecker klingeln musste. Ich möchte nicht behaupten, dass ich das wirklich jeden Tag durchgezogen habe, aber in den ganzen Jahren gab es zumindest nicht sonderlich viele Tage, an denen ich nicht um 6 Uhr aufgestanden wäre.
Und dann kam meine Rettung in Form von Tresiba. Dieses Insulin empfahl mir ein neuer Diabetologe und nachdem wir die für mich passende Dosierung gefunden hatten, lief es einfach traumhaft. Ich konnte am Wochenende so lange schlafen, wie ich wollte, meine morgendlichen Werte waren trotzdem super. Ich war überglücklich, dass ich endlich das für mich perfekte Basalinsulin gefunden hatte.

Aber wie das so ist... die meisten von euch wissen ja schon, was jetzt kommt: Tresiba wurde im September 2015 vom deutschen Markt genommen - nicht, weil es nicht gut wäre, sondern, weil der Hersteller sich mit dem GKV-Spitzenverband bzgl. des Preises nicht einig wurde.

Vorräte habe ich zwar noch, aber diese neigen sich so langsam dem Ende zu. Es musste also eine Alternative her! Diese hieße laut meinem Diabetologen Toujeo, aber nach allem, was ich bisher in den sozialen Netzwerken gelesen habe, ist die Wirkung nicht wirklich mit Tresiba vergleichbar.

 

Also vielleicht doch eine Pumpe...?

Und so kam ich dann tatsächlich, 12 Jahre nach der Manifestation, bei meinem Diabetologen damit an, dass ich vielleicht doch gerne eine Pumpe hätte. Meine Bedenken sind natürlich nicht von heute auf morgen verflogen, aber ich habe mich einfach inzwischen nochmals verstärkt mit dem Thema auseinandergesetzt. Dabei habe ich festgestellt, dass eine Pumpe für mich nicht die große Last sein muss, als die ich sie immer wahrgenommen habe, sondern mir vielmehr das Leben deutlich erleichtern könnte.

Ich könnte meine Basalrate endlich individuell und stundengenau anpassen - vor dem Sport absenken, um nicht dauernd währenddessen etwas in mich reinstopfen zu müssen, zu den typischen Zeiten, zu denen meine Werte ansteigen, die Basalrate etwas höher setzen - , ich müsste unterwegs nicht mehr zum Spritzen meinen Pen herauskramen und mich (teils unter Geschrei der Anwesenden - eine Nadel!!!) in den Bauch pieksen, sondern könnte das Ganze viel schneller und diskreter handhaben. Ich könnte einen stabileren Blutzuckerverlauf erreichen und insgesamt meinen Insulinbedarf etwas senken. Und, und, und...

Mein Diabetologe reagierte zum Glück sehr aufgeschlossen und machte gleich mit der dort zuständigen Diabetesberaterin einen Termin, um sich verschiedene Pumpenmodelle anzuschauen.
Wie dieser Termin verlaufen ist und wie ich mich entschieden habe, werde ich ein anderes Mal schildern - für heute war es das erstmal mit einem kleinen Blick zurück :)

Wie steht ihr zur Pumpe? Habt oder hattet ihr ähnliche Bedenken? Wieso habt ihr euch für oder gegen eine Pumpe entschieden? Über Kommentare freue ich mich wie immer :)

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Kommentare: 2
  • #1

    Chris (Donnerstag, 08 September 2016 09:58)

    Es gibt ja doch mehrere *verschiedenartige* Pumpenmodelle, leider sind in vielen Arztpraxen immer nur ein oder zwei Modell in der engeren Auswahl. Manche tolle Alternativen werden überhaupt nicht vernünftig präsentiert.
    Nach zehn Jahren Pumpe und 45 Jahren DM1 ist für mich klar: Nie wieder ohne!
    Wichtig: Klein und leicht! Und zuverlässig muss die Pumpe sein ;)

  • #2

    Martin (Dienstag, 20 September 2016 23:45)

    Ja, die gleichen Bedenken hab ich nach über 10 Jahren immer noch :-|
    Aber wenn die Umstellung auf Toujeo bei mir auch nicht klappt, werde ich mir die Dana anschauen, da die super leicht, klein und per App bedienbar ist und 3ml fasst.
    Nachteil: der Schlauch und das sie halt "alt" aussieht vom Design.

    Leider haben die anderen bekannten Hersteller bisher auf die Frage nach Apps nur mit "nein, gibts nicht" oder "ja, kommt irgendwann" geantwortet und sind daher für mich raus.