In diesem Artikel möchte ich kurz erklären, was das Freestyle Libre genau ist. Wie ich immer wieder in sozialen Netzwerken lese, kennen viele Diabetiker das Libre noch nicht und
da mein Blog teils auch von Nicht-Diabetikern gelesen wird, dachte ich, eine Erklärung wäre doch ganz nett. Aber auch, falls ihr schon wissen solltet, was das Freestyle Libre ist, finden sich
hier vielleicht noch ein paar neue Infos.
Grundsätzliches
Ich selbst habe vergleichsweise spät vom Freestyle Libre erfahren, nämlich Anfang 2014. Vorher war ich in keiner Diabetiker-Facebook-Gruppe und das Thema ist irgendwie total an mir
vorbeigegangen. Die Facebook-Gruppen sind für sowas extrem empfehlenswert, man erfährt dort aktuelle Entwicklungen bzgl. neuer Hilfsmittel immer sehr schnell - aber das nur am Rande.
Was kann dieses Gerät also? Kurz gesagt: Den Gewebezucker messen und als Kurve aufzeichnen, sodass man eine (bestenfalls) lückenlose Dokumentation seiner Werte bekommt - und das (fast) ohne
in-den-Finger-pieksen.
Das System besteht im Prinzip aus zwei wichtigen Komponenten: Der Sensor, den man am Körper trägt, und das Lesegerät, mit dem man die Werte scannt.
Der Libre-Sensor wird mit Hilfe einer Setzhilfe gesetzt, diese schießt mit einer Nadel einen Sensorfaden unter die Haut, welcher dann dort verbleibt (die Nadel hingegen dient
wirklich nur zum Setzen). Der Sensor selbst hält mit einem speziellen Kleber 14 Tage lang (so ist es zumindest gedacht), dann wird ein neuer Sensor gesetzt. Als Tragestelle vom
Hersteller Abbott vorgesehen ist nur der Oberarm, weil nur hier entsprechende Tests zu vorliegen. Sollte man also einen Sensor reklamieren wollen und hat diesen z.B. am
Oberschenkel gesetzt, wird Abbott hierfür die Garantie nicht übernehmen. Nichtsdestotrotz haben viele (auch ich) schon andere Setzstellen ausprobiert wie die Hüfte, den Oberschenkel oder auch den
Brustansatz. Das muss aber jeder für sich selber wissen, will man auf Nummer sicher gehen, sollte man also eher beim Oberarm bleiben.
Die Werte erhält man durch Scannen; hierzu wird das erwähnte Lesegerät, das in etwa Smartphone-Größe hat, an den Sensor gehalten. Angezeigt wird dann der aktuelle Wert, ein
Trendpfeil, der anzeigt, wohin die Reise zuckertechnisch geht (stark ansteigend, leicht ansteigend, gleich bleibend, leicht fallend, stark fallend - oder auch gar kein
Trendpfeil: Dann ist der Gewebezucker gerade besonders stabil) und eine Verlaufskurve, die zeigt, wie sich die Werte über den Tag entwickeln. Hierbei ist nur wichtig, dass man
spätestens alle 8 Stunden scannt, sonst ergeben sich Lücken in der Kurve (wobei das jetzt auch kein großes Drama ist - wenn man z.B. am Wochenende mal länger schläft, fehlen dann vielleicht 1-2
Stunden in der Nacht in der Kurve).

Was genau misst das Freestyle Libre? Ersetzt es die Blutzucker-Messungen?
Das Freestyle Libre misst den Glukosegehalt im Gewebe.
Dieser Wert ist dabei nicht gleichzusetzen mit dem Blutzucker, was viele nicht wissen oder nicht bedenken. Der Gewebezucker ist "träger" als der Blutzucker, reagiert also weniger schnell auf Schwankungen. So kann es sein, dass man z.B. nach einer Mahlzeit rasch ansteigt und der Blutzucker schon bei 180 mg/dl liegt, das Freestyle Libre aber noch 130 mg/dl anzeigt. In solchen Fällen ist das ganz normal und es wird geraten, bei derartigen Vergleichsmessungen einen Abstand von ca. 15 Minuten einzuhalten (also erst "blutig" messen, 15 Minuten später scannen). Meiner Meinung nach und auch nach Angaben des Herstellers ersetzt das Freestyle Libre das "blutige" Messen nicht komplett. In einigen Fällen ist eine Blutzuckerkontrolle doch ganz hilfreich oder sogar unerlässlich. Dies ist bei folgenden Situationen gegeben:
- Der mit dem Freestyle Libre gescannte Wert entspricht nicht dem eigenen Körpergefühl. Misst man z.B. einen Wert von 55 mg/dl, verspürt aber keinerlei Hypo-Anzeichen, empfiehlt es sich, den Wert nochmal mit einer blutigen Messung zu überprüfen.
- Generell wird bei besonders hohen und besonders niedrigen Messungen auch vom Hersteller empfohlen, zusätzlich den Blutzucker zu messen.
- Bei schnellen Schwankungen empfiehlt sich teils ebenfalls eine zusätzliche Blutzuckermessung. Aus meiner Erfahrung heraus ist das vor allem beim Sport gegeben, hier zeigt das Freestyle Libre auf Grund der oben beschriebenen Umstände vielleicht noch einen akzeptablen Wert an, der Blutzucker ist vielleicht aber doch schon so weit gesunken, dass man lieber eine Sport-KE essen sollte.
Allgemein ist es das Wichtigste, auf seinen Körper zu hören und nicht "blind" dem Wert zu vertrauen. Das gilt allerdings genauso für Blutzuckerwerte. Typisches Negativ-Beispiel:
Ich habe bei mir selbst mal einen Wert von 542 mg/dl gemessen und in totaler Panik direkt 8 Einheiten Korrektur gespritzt (obwohl ich mich eigentlich gut gefühlt habe). Erst nach dieser panischen
Aktion habe ich kurz mal nachgedacht, festgestellt, dass ich Honig an meinem Finger hatte, nochmals gemessen und einen Wert im Normbereich gehabt. Da hieß es dann erstmal: Essen. Sowas erspart
man sich natürlich, wenn man auf den eigenen Körper hört.
Übernehmen die Krankenkassen das Freestyle Libre?
Jein. Nach meinen Informationen übernehmen die DAK und die TK inzwischen das Freestyle Libre zumindest anteilig, wenn ein entsprechendes Rezept eingereicht wird. Bei anderen Krankenkassen gibt es
Unterschiede und es wird meist im Einzelfall entschieden, ob die Indikation vorliegt. Das wäre z.B. gegeben, wenn man sehr häufig seinen Blutzucker misst (mehr als 8 Mal/Tag). Genaueres besprecht
ihr hierfür aber am besten mit eurem Diabetologen. Die hier gemachten Angaben sind natürlich ohne Gewähr!
Generell müssen Krankenkassen das Freestyle Libre übrigens (noch) nicht übernehmen, da es nicht im Hilfsmittelkatalog steht. Der positive Bescheid des GBA für CGMS
berührt das Freestyle Libre leider nicht, da es sich hierbei nicht um eine Möglichkeit der kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) sondern um ein sog. Flash Glucose Monitoring (FGM) handelt.
Weitere Informationen zum Freestyle Libre gibt es auf www.freestylelibre.de.
Dort könnt ihr auch das Starterset mit Lesegerät und zwei Sensoren bestellen und im Anschluss regelmäßig auch die Sensoren. Außerdem kann ich euch die Facebook-Gruppe "Freestyle Libre
Anwender" sehr ans Herz legen, hier werden bereits in den FAQ eigentlich alle wichtigen Fragen hinreichend beantwortet.
Auch in diesem Blog werde ich noch weitere Artikel zum Freestyle Libre verfassen, die allerdings natürlich nur meine
persönlichen Erfahrungen widerspiegeln können.
Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr das Freestyle Libre schon getestet oder benutzt es schon seit längerer Zeit? Wie sind eure Erfahrungen? Schreibt mir gerne in die Kommentarbox!
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